Psychosoziale Kunsttherapie

Anthroposophische Kunsttherapie

in der Klinik, Palliativversorgung und Rehabilitation

„Sinnbildliche Vorstellungen sind deshalb besser als solche, welche äußere Gegenstände oder Vorgänge abbilden, weil die letzteren den Anhaltspunkt in der Außenwelt haben und dadurch die Seele weniger sich auf sich allein zu stützen hat als bei sinnbildlichen, die aus der eigenen Seelenenergie heraus gebildet werden.“

(R. Steiner, Geheimwissenschaft, S. 385)

"Anthroposophische Heilkunde versteht sich als methodische und thematische Erweiterung der naturwissenschaftlich orientierten Medizin um „geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte“. (AGAHP)

Begründer der anthroposophischen Psychotherapie bzw. Kunsttherapie sind Rudolf Steiner, Ita Wegmann, Margarethe Hauschka, Friedrich Husemann,  Käthe v. Weizäcker, Paul von der Heide, Werner Priever, Herta Lauer, Joseph Beuys und Markus Treichler u. a.

Anthroposophische Kunsttherapie unterstützt und aktiviert die schöpferischen potenziale des Menschen im Körper zum Ausgleich von Krankheitserscheinungen, zur Entwicklung der Persönlichkeit und zur ressourcenorientierten Stabilisierung und Neuorientierung. Die therapeutische Anwendung der Künste ist eine gezielte, direkte Aktivierung der leib- und bewusstseinsbildenden Selbstheilungskräfte. Nicht auf das Bild kommt es an, sondern auf den  Prozess seiner Entstehung und die ihn begleitenden Erlebnisse und Gefühlen. 

In der „Allgemeinen Menschenkunde“ nach Rudolf Steiner wird von einer physischen, ätherischen, astralischen und einer ICH- Organisation ausgegangen. Er geht davon aus, dass die materielle Welt ein „Abdruck der geistigen Welt“ ist. In Bezug auf die Kunsttherapie heißt das den Menschen als Ganzheit wahrzunehmen, um ihn als Individualität zu erreichen.

Nach dem Gesundheits- und Krankheitsverständnis der Anthroposophischen Medizin bewirkt die harmonische Interaktion dieser Wesen- und Seinsebenen gesundheitliche Ausgeglichenheit. Sind diese nicht ausgeglichen, dann ist der Mensch erkrankt, im Ungleichgewicht.

 

„Die Gesetze des künstlerischen Schaffens kommen laut Steiner abgeleitet von der Baukunst und der Architektur. Der Mensch projiziert in seinem Schaffen die Gesetzmäßigkeiten seines eigenen physischen Leibes Er ist als aufrechte Gestalt selber eine Säule, ein Pfeiler, ein Obelisk, er hat in seiner Körpergeometrie die Rundung, das Oval, er formt mit den Gliedmaßen Dreiecke und Vierecke und sein Knochenbau. Die Gesetzmäßigkeiten der Skulptur, des Plastizierens erscheinen als Projektion von Prozessen, die in den Lebensvorgängen wirksam sind: Werden und vergehen, Gestalten und Umgestalten, rhythmische Wiederholung und Gliederung, Zerfall und verstörende Hässlichkeit sowie frisches gesundes Werden.

In der Malerei bilden sich die Gesetze des seelischen Lebens ab, der farbigen Welt der Gefühle zwischen heiß und kalt, hell und dunkel, Licht und Finsternis. Musik jedoch ist eine Inspiration, sie ereignet sich im „Innenraum“, wo in der Zeit auseinandergelegte Tonfolgen sich durch das Tongedächtnis zu einer Klanggestalt bilden. Tonerleben ist reinstes  „Ich“-Erleben in der Seele. Rudolf Steiner nennt diese Schichten des menschlichen Wesens in Form von Leib, Leben, Seele und Geist nicht nur Wesensglieder, weil sich das menschliche Wesen durch sie im Physischen in form (Physischer Leib), Funktion (Ätherleib), so wie seelisch (Astralleib) und geistig (Ich- Organisation) ausdrücken kann. Der Mensch ist in der Lage „diese Gesetzmäßigkeiten selbst schöpferisch weiterbilden in Form von Selbstschulung und Selbstentwicklung“. [1]

 

 


[1] Vgl. Rolff, Hildrun, Gruber, Harald: Anthroposophische Kunsttherapie. Berlin: ebv 2015, S.11-12               


In der Palliativversorgung und Rehabilitation finden künstlerische Therapien u. a. Anwendung durch Malen, Zeichnen, Grafisches Gestalten, Plastizieren, Rezeptieren von Kunstwerken, Märchenarbeit. Sie fördern die Befindlichkeiten der Patientinnen und Patienten und tragen auch zur Rehabilitation bei.

Die anthroposophische Ärztin Dr. Margarethe Hauschka begann 1929 gemeinsam in Arlesheim mit Dr. Ita Wegmann (siehe Foto) mit der ersten künstlerisch- therapeutischen Weiterbildung von Krankenschwestern.

Joseph Beuys provozierte Anfang der 70iger Jahre mit der These: „Kunst = Therapie“.

Mit seiner „Sozialen Plastik“ beginnt Joseph Beuys seine künstlerisch-sozialtherapeutische Arbeit.

Künstlerisches Wirken bezieht der Künstler wie bereits vor ihm Rudolf Steiner „auf alles Gestalten in der Welt. Und nicht nur auf künstlerisches Gestalten, sondern auch auf soziales Gestalten, oder auf andere Gestaltungsfragen und Erziehungsfragen.“

 

In der anthroposophischen Kunsttherapie werden die Selbstheilungskräfte durch künstlerisches Tun gefördert und unterstützt. Kunst wirkt harmonisierend und stabilisierend bis in den Körper hinein.

Die therapeutische Anwendung der Künste ist eine gezielte, direkte Aktivierung der körperlichen, seelischen und geistigen Selbstheilungskräfte.

Aristoteles’ Herangehensweise an die Kunst ist eine ganz andere als Platons; er trägt an sie keine ihrem Wesen fremde Wertmaßstäbe heran, sondern ist darum bemüht, ihre Erscheinungsformen voraussetzungslos zu erforschen.

 

Dabei stellt Aristoteles fest, dass Kunst zu den menschlichen Tätigkeiten gehört, und orientiert sich an der Klassifikationsmethode der Biologie, um sie präziser zu erfassen. Wenn man die menschlichen Tätigkeiten als Gattung betrachtet, so gibt es einige, die zu einem bestimmten Zweck ein System von Verfahren und Regeln ausbilden. Diese werden im griechischen Begriff der Techne zusammengefasst: dazu gehören die Künste im modernen Sinne, die Rhetorik, die Heilkunst und die Handwerke (vgl. Cauquelin, 1998).

 

„Das Medium der Kunsttherapie ist die Kunst.

Die wesentliche Aufgabe der Kunsttherapie liegt darin, Selbsterfahrungs- und Heilungsprozesse mittels Kunst anzuregen und zu begleiten.

Die Psychosoziale Kunsttherapie ermöglicht es, Selbstverantwortlichkeit, Erlebnisfähigkeit und Erkenntnisfähigkeit des Klienten zu üben, zu aktivieren und zu kurieren."  (Alexander Schadow)

 

Demnach ist Kunsttherapie primär angewandte Kunst im sozialen Kontext, oder wie Erich Fromm es ausdrückte: „Es geht darum, dass das Potential des Menschen durch die aktive Betätigung seiner physischen, affektiven und intellektuellen Kräfte zum Ausdruck kommt. In diesem Prozess, das zu werden, was er potentiell ist, bringt der Mensch seine Energien auf die adäquateste Weise zum Ausdruck. Kann er sein Selbst nicht ausdrücken, so leidet er, ist passiv und wird krank.” 


Mit diesem Handout stellt das ASCOL-College Ihnen eine Einführung in Theorien und Arbeitsweisen zur persönlichen Verfügung. Das Skript ist nur zur eigenen Nutzung freigegeben.

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Anthroposophische Therapie und -Beratungsmethodik

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Anthroposophische Therapie und -Beratungsmethodik: Blatt 1
Anthroposophische Arbeitsweisen der Kunsttherapie am Beispiel des Formenzeichnen.
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Anthroposophische Arbeitsweisen der Kunsttherapie am Beispiel des Plastizieren mit Ton.
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Texte zum Verständnis

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Rudolf Steiner – Begründer der modernen Anthroposophie
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Zum Verständnis der Anthroposophie
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Das Wesen der Farben
von Dr. Margarethe Hauschka
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Kurze Übersicht über die Begriffe in der Anthroposophischen Therapie und Beratungsmethodik.
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Methoden- und Arbeitsblätter

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Das Aquarell auf trockenem Papier
Bewirkt Abstand von Emotionen, ist bewusstseinserweiternd, weckt subtile Gefühle.
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Das Aquarell auf feuchtem Papier
ist entspannend und befreit das Gefühlsleben, bewirkt Freude und Lebensmut.
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Die Pastellzeichnung
Zarte Farbnuancierung für Menschen, die durch Wasserfarben-Malen keinen Halt finden können.
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Das Plastizieren mit Ton
ist unmittelbar erfahrene Sinnlichkeit und führt durch innere Bilder zum schöpferischem Gestalten.
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(1) Wer das Urheberrecht oder ein anderes nach diesem Gesetz geschütztes Recht widerrechtlich verletzt, kann von dem Verletzten auf Beseitigung der Beeinträchtigung, bei Wiederholungsgefahr auf Unterlassung in Anspruch genommen werden. Der Anspruch auf Unterlassung besteht auch dann, wenn eine Zuwiderhandlung erstmalig droht.

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(2) Wer das Urheberrecht oder ein anderes nach diesem Gesetz geschütztes Recht widerrechtlich verletzt, kann von dem Verletzten auf Rückruf von rechtswidrig hergestellten, verbreiteten oder zur rechtswidrigen Verbreitung bestimmten Vervielfältigungsstücken oder auf deren endgültiges Entfernen aus den Vertriebswegen in Anspruch genommen werden.