Copyright by Christiane Wosnitza-Steinhof
Einleitung 2
1. Definition Verhaltenstherapie 3
1.1 Das Menschenbild und Annahmen in der Verhaltenstherapie 4
1.2 Verfahren in der Verhaltenspsychologie 5
1.2.1 Die Kognitive Verhaltenstherapie 6
2. Was ist unter humanistischer Kunsttherapie zu verstehen 8
2.1 Das humanistisches Menschenbild und seine Annahmen 9
2.2 Verfahren und Vertreter der humanistischer Psychologie 10
2.2.1 Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie nach C. R. Rogers 10
3. Definition Arbeitsweisen 11
3.1 Arbeitsweisen
der Verhaltenstherapie am Beispiel der Kognitiven Therapie mit Beispielen
kunsttherapeutischer Interventionen
11
3.2 Arbeitsweisen
der humanistischen Kunsttherapie 13
3.2.2 Personenzentrierte expressive Kunsttherapie nach Natalie Rogers 14
4. Zusammenfassender Vergleich der Ansätze, Verfahren und Arbeitsweisen
5. Schlussbemerkung
Einleitung
Mit dem Thema „Verfahren und Arbeitsweisen der Humanistischen Kunsttherapie im Vergleich zur Verhaltenstherapie“ sind zwei Ansätze bzw. therapeutischen Schulen, die Humanistischen Psychologie sowie der Behaviorismus und seine Weiterentwicklung als Verhaltenstherapie, angesprochen.
Bei den Verfahren der Verhaltenstherapie werde ich die kognitive Verhaltens- therapie und in der Humanistischen Kunsttherapie die personzentrierte Gesprächspsychotherapie von Carl R. Rogers beschreiben.
Von den Ansätzen über die Verfahren werde ich dann zu den Arbeitsweisen überleiten. Für die Humanistische Kunsttherapie werde ich einzelne Arbeits- weisen, wie sie beispielsweise in der von Natalie Rogers entwickelten personenzentrierten expressiven Ausdruckstherapie zur Anwendung kommen, vorstellen.
Interventionen der kognitiven Verhaltenstherapie verbinde ich mit vier Schritten dieses Verfahrens. Darüber hinaus können auch kunsttherapeutische Arbeitsweisen gut in das Verfahren der kognitiven Verhaltenstherapie integriert werden, wobei Beispiele dies belegen werden.
Abschließend werde ich in dieser Arbeit Verfahren und Arbeitsweisen der Humanistischen Kunsttherapie sowie der Verhaltenstherapie miteinander vergleichen und Übereinstimmungen und Unterscheidungen zusammenfassen.
1. Definition Verhaltenstherapie
Aktuell kann die Verhaltenstherapie nach Margraf¹ als eine auf der empirischen Psychologie basierende psychotherapeutische Grundorientierung verstanden werden. Es geht im Rahmen eines Störungsmodells immer um Störungen und Verhaltensauffälligkeiten aufgrund von dysfunktionalen Glaubenssätzen und Denkstrukturen, die neu bearbeitet werden müssen und sich damit im Gehirn neu verankern können. Die moderne Verhaltenstherapie bezieht neurologisch-neurobiologische Modelle ein und betrachtet Symptome und Strukturen, bei denen ein Reiz und die messbare Reaktion im Mittelpunkt stehen.
Der herkömmliche Behaviorismus nach I. P. Pawlow und J. B. Watson, der die Begriffe der klassischen und operanten Konditionierung als traditionelle Lerntheorie prägte, war in den 1960er Jahren auf den Bereich der Therapie übertragen und verstand sich dann als Verhaltenstherapie. Die rasante Entwicklungsgeschichte des verhaltenstherapeutischen Ansatzes in der Verhaltenstherapie² führte in den 70er Jahren zu Brüchen mit der Naturwissenschaft und man sprach von der „kognitiven Wende“: der Mensch sei in seine Umwelt eingebettet und ein „Museum“ seiner Geschichte.
„Die kognitive Wende in der Psychologie sollte die Anerkennung moralischer Aspekte in der Therapie verstärken.“ ³
Werte, die das Denken und Tun des Menschen bestimmen, gehörten somit in die zweite Welle der Verhaltenstherapie. In einer dritte Welle bis ca. 1990 wurden humanistische und systemische Therapieansätze in die Verhaltenstherapie integriert.
Wenn das Ziel des Behaviorismus lediglich die Anpassung des Klienten an seine Umwelt war, so sind die aktuellen Ziele der Verhaltenstherapie weit um- fassender: Erweiterung der Handlungsfähigkeit, Entwicklung von Selbstsicherheit, besserer Selbstregulation, Selbstkontrolle und Selbstmanagement, Ent- spannung sowie Hilfe zur Selbsthilfe. Eine einfache Definition der Verhaltenstherapie ist aufgrund umfangreicher Verfahren und Interventionen nunmehr kaum möglich.
¹ vgl. Margraf, Jürgen; Schneider, Silvia (Hrsg.): Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Grundlagen, Diagnostik, Verfahren und Rahmenbedingungen der psychologischen Therapie. Band 1.
Berlin:Springer⁴, 2018, S. 5, 2018, S. 5
² vgl. Ebd., S. 15
³ Ebd. S. 189
1.1 Das Menschenbild und Annahmen in der Verhaltenstherapie
Das Menschenbild des Behaviorismus (engl. behavior = Verhalten) geht davon aus, dass der Mensch durch starke biologisch-bestimmte Determinanten getrieben und durch allgegenwärtige Umweltbestimmung manipuliert worden ist. Der Mensch wird grundsätzlich weder gut noch böse gesehen, sondern reagiert auf Umweltgegebenheiten. Verhaltensweisen sind erlernt und können deshalb auch wieder verlernt werden.
Für die Entstehung von Erkrankungen sieht die moderne Verhaltenstherapie Stress, Reiz-Reaktion-Lernen sowie in unterschiedlicher Qualität und Quantität bestehende Kontrolle von Verhaltenskonsequenzen ausschlaggebend.⁴, 2018, S. 5
Folglich wird in der Verhaltenstherapie mit Ratschlägen und Anregungen im Sinne eines Reiz/Stimulus zwecks Einleitung von Veränderungen gearbeitet.
Der Therapeut steht dem Patienten als Bezugsperson und im Rahmen des Modell-Lernens als Modell zur Verfügung. Neben der Kernannahme des Konditionierungs-Paradigmas sind weitere Annahmen in der Praxis der Verhaltenstherapie in Anlehnung an Jaeggi (1975)⁵ :
- Therapeut und Klient sind gleichwertig Planende, Abhängigkeit des Klienten darf nur vorübergehend und bewusst akzeptiert sein
- Überforderungssituationen sind zu vermeiden, weil der Klient Lernziele so lange üben darf, bis er sie beherrscht – Fähigkeiten sind erlernbar
- Erfolgreiche Verhaltenstherapie ist auf die Aktivität des Klienten angewiesen - Erkenntnis folgt durch aktives Tun in Eigenverantwortung
- der Mensch ist ein lernendes System und gestaltet aktiv seine Wahrnehmungsprozesse.
⁴, 2018, S. 5 vgl. Werner, Natalie. S., Trunk, Janine: Operante Verfahren. Techniken der Verhaltens- therapie. Weinheim, Basel: Beltz 2017. Seite 15
⁵ : vgl.Groeben, Norbert, Scheele, Brigitte: Argumente für eine Psychologie des reflexiven Subjekts. Paradigmenwechsel vom behavioralen zum epistemologischen Menschen- bild. Darmstadt: Steinkopff Verlag 1977. Psychologie und Gesellschaft Band 4. Seite 195
1.1 Verfahren in der Verhaltenspsychologie
Verhaltenstherapeutische Verfahren basieren in der Regel auf dem Modell der klassischen oder der operanten Konditionierung als Lerntheorie.
Verfahren wie z.B. die
- Klassische Konditionierung nach I.P. Pawlow
- Konfrontationsverfahren nach J. Wolpe
- Lerntheorie nach E.l. Thorndike
- Operante Verfahren – M. Lineham
- kognitive Verhaltenstherapie - A.T. Beck, O. Hanus
- Selbstmanagementherapie - Frederick Kanfer
wurden in klar strukturierten Therapiekonzepten vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie anerkannt und somit wurden die Kosten dieser Therapie von den Krankenkassen übernommen.
Verfahren in der Verhaltenstherapie basieren auf beobachtbarem Verhalten und Handeln. Im Mittelpunkt steht die Problemanalyse einer Störung mit Krankheitswert, die einer Verhaltensanalyse als wichtigster Grundlage unterzogen werden. Derzeitig durchgeführte Therapien beziehen körperorientierte Verfahren, Entspannungsverfahren und Achtsamkeits- übungen mit ein, um starke Affekte abzumildern und die Qualität der Denkprozesse positiv zu beeinflussen. Inzwischen geht die Verhaltens- therapie von einer angeborenen Stressanfälligkeit aus.
Kunsttherapie kann im Rahmen des operanten Konditionierens eingesetzt werden, indem problematische Verhaltensweisen durch die ihm folgenden Konsequenzen verändert, bestärkt oder abgeschwächt wird. Hierbei wird im Ursache-Wirkungs-Gefüge angesetzt, wobei eine Problematik in ihrer Entstehung, Entwicklung/Verstärkung und Veränderung kunsttherapeutisch aufgegriffen, umgesetzt, verstanden und trainiert werden kann.⁶
⁶ vgl. Ascol-College, Arbeitsblatt Kunsttherapie, Schadow, Alexander 2018
1.1.1 Die kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie entwickelte sich seit den 1960er Jahren aus dem sogenannten Kognitivismus heraus, der eine Gegenbewegung zum Behaviorismus darstellt. Zu den Begründern und namhaftesten Vertretern der kognitiven Verhaltenstherapie zählen A. Ellis, A. T. Beck und D. Meichenbaum.
Kurz gefasst besteht kognitive Verhaltenstherapie darin, systematisch die Selbstbeobachtung / Introspektion auszubilden, die der Patient braucht, um krankmachendem Denken aus eigener Kraft gegensteuern zu können.
Im Mittelpunkt der kognitiven Therapieverfahren stehen Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen, die der Begriff Kognitionen umschließt. In der kognitiven Therapie geht man davon aus, dass die Art und Weise, wie der Mensch denkt, seine Gefühle, sein Verhalten und seine körperlichen Reaktionen bestimmt.⁷ Ursache für eine Depression ist nach A. Ursache für eine Depression ist nach A. Beck dysfunktionales Denken, deren Überprüfung und Modifikation mithilfe entsprechender Techniken erlernt werden können.
Die sogenannte kognitive Triade besteht aus :
- Selbstbild,
- Zukunft und
- Welt.
Mit der subjektive Sicht auf jedes Konstrukt entwickelt der Mensch gedanklich sein Modell der Umwelt bzw. Welt mit entsprechenden Überzeugungen.
Professionell angeleitet lernt der Patient, sich durch Veränderung seiner automatischen Denkprozesse und deren Verhaltenskonsequenzen selbst zu kontrollieren, zu korrigieren und damit neue Verhaltensweisen zu entwickeln.⁷
Ursache für eine Depression ist nach A. Beck dysfunktionales Denken, deren Überprüfung und Modifikation mithilfe entsprechender Techniken erlernt werden können.
Indikationen sind vorrangig Depressionen, diverse Angststörungen, Verhaltensstörungen durch Suchtmittel, Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen, Zwangsstörungen und Schizophrenie.
⁷ vgl. Margraf, Jürgen; Schneider, Silvia (Hrsg.): Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Diagnostik, Verfahren und Rahmenbedingungen der psychologischen Therapie. Band 1. Berlin: Springer 2018, S. 314 - 6
Kognitive Verhaltenstherapie in vier Schritten:
- In einer Problemanalyse sind folgende Fragen zu beantworten: Wie ist das Problem entstanden und was hält es aufrecht? Welche alternativen Erklärungen könnte es noch geben? Welche Problemlösungsversuche gab es mit welchen Gedanken? Warum hat das Ihrer Meinung nach nicht funktioniert? Welche Folgen zeitigt das weiter-hin bestehende Problem? Gibt es Vor- oder Nachteile Ihrer Überzeugungen? Zusammenhänge hinsichtlich Stimmung, Denken und Handeln werden verdeutlicht.
- Erarbeiten und Üben hinsichtlich der Lösungs- und Veränderungsplanung: Ergebnisse sollen verschriftlicht werden in einer Mehr-Spaltentechnik z.B.:
-
- problematisches Ereignis > spontane Emotionen
- problematische Kognitionen > alternative Kognition
- Resultat.
- Die dem Problemverhalten zugrundeliegenden dysfunktionalen Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen, die körperlich wahrnehmbar sind, werden definiert und identifiziert durch Fragen, therapeutische Hausaufgaben mit gezielter Selbstbeobachtung oder im Rollenspiel.
Auf Therapeutenseite wird eine tragfähige therapeutische Beziehung durch Akzeptanz, Empathie und aktives Zuhören sowie das Verstehen der Problemlage durch Sach- und Fachkompetenz entwickelt. Ein positives Fazit bzw. am Ende der Sitzung dient dieser und hält die Motivation aufrecht. Fokus- siert wird jeweils an einem derzeitigen Problem gearbeitet. Der Patient sollte dabei selber Vorschläge machen, wie er ein Teilziel erreichen könnte, mit der Verpflichtung, die Lösungsschritte auch im Alltag umzusetzen.
Vor allem spontanes und emotional getriebenes Verhalten ist sehr von der Art beeinflusst, wie ein Mensch sein Modell der Welt gedanklich strukturiert hat.
Schwerpunkte der Therapie sind somit:
- die Bewusstmachung von Kognitionen,
- die Überprüfung von Kognitionen und
- Schlussfolgerungen auf ihre Angemessenheit,
- die Korrektur von irrationalen Einstellungen und
- der Transfer der korrigierten Einstellungen ins konkrete Verhalten.
Der Grundgedanke der kognitiven Verhaltenstherapie ist der Zusammenhang von Stimmung, Denken und Handeln, die wechselhaft zueinander in Beziehung stehen und sich gegenseitig bedingen: So kann eine negative Stimmung alle Aktivitäten nach unten ziehen und das Denken folglich auch negativ beeinflussen, gleichfalls kann eine positive Handlung die Stimmung und das Denken verändern. Erfolgserlebnisse verändern immer positiv.⁸
1. Was ist unter humanistischer Kunsttherapie zu verstehen?
Kunsttherapie ist ein Verfahren und unterscheidet sich von psychotherapeutischen Verfahren dadurch, dass zu der Beziehung Patient - Therapeut ein Drittes hinzutritt, nämlich die Kunst, das Bild oder das künstlerische Medium, das das Dritte im Therapieprozess ist – die sogenannte kunsttherapeutische Triade.
„Dabei spielen für die kunsttherapeutische Praxis drei Ebenen und ihre Beziehung zueinander eine Rolle: das künstlerische Gestaltung am Werk, die Beziehung zwischen Therapeut und Klient sowie die Betrachtung des Werkes und seine Wirkung.“⁹
In der humanistischen Psychologie nach C. R. Rogers gilt die Realisierung schöpferischen Potentials, das in jedem Menschen angelegt ist, als elementare Notwendigkeit menschlicher Existenz und ist grundlegende Vorbedingung für ein glückliches Leben: Neue Ausdrucksmöglichkeiten entdecken und sich vollumfänglich in all seinen geistigen und emotionalen Bereichen zu verwirklichen, ist das Ziel der Kunsttherapie.¹⁰
Kreativität wird mit der Intensität des Wahrnehmens, der persönlichen Entfaltung und der Selbstverwirklichung zugunsten des Wachstumprozesses verbunden. Mit kreativen Medien wird die Fähigkeit zu Interaktion und Kommunikation und Selbstaktualisierung stimuliert und aufrechterhalten.¹¹ Dabei ist der Kunsttherapeut mit seiner Erfahrung, seinem Wissen und seinem Einfühlungsvermögen gefordert, den Ausdruck eines Werkes zu erkennen und über das Werk in einen Austausch mit dem Patienten zu treten.
Ebenso hat Fritz Perls bildnerische Arbeiten von Patienten in die Gestalttherapie, wobei das Gespräch im Vordergrund stand einbezogen. Die Entwicklungspsychologin Charlotte Bühler sah die schöpferische Expansion als eine der vier von ihr entwickelten Grundtendenzen des Lebens.
⁸ vgl. Schadow, Alexander: Skript Behaviorismus 2 – Handout 2019
⁹ Obermeier, Petra: Kunsttherapie für die Praxis. Methodik – Anleitungen – Fallbeispiele. 1. Auflage München: Elsevier / Urban & Fischer: 2019. S. 5
1.1 Das Humanistisches Menschenbild und seine Annahmen
Das humanistische Menschenbild umfasst folgende Annahmen:
Der Mensch ist eine Einheit aus Körper – Seele – Geist, d.h. all seine Erfahrungen, sein Erleben, Denken und Fühlen sind in seinem Körper gespeichert. Der Mensch ist ressourcenorientiert und fähig zu kreativem Wachstum und konstruktiver Veränderung. Er ist Subjekt und im Grunde gut, strebt nach Selbstreflektion und Selbstverwirklichung.
Der Mensch ist fähig und bestrebt, sein Leben selbst zu bestimmen, und trägt die für seine Befreiung aus psychischem Leid erforderlichen Ressourcen in sich, um seinem Leben Sinn und Ziel, was ihm ein Bedürfnis ist, zu geben. Damit ist der Patient - nicht der Therapeut - der Experte für seine Entwicklungsprozesse, da er eine angeborene Tendenz zur Selbstaktualisierung und Selbstvollverwirklichung in sich trägt.
Die Humanistischen Psychologie betont die Einzigartigkeit des Menschen und sein freier Wille steht im Vordergrund. Sie erkennt die subjektiv empfundene Realität des Menschen an und geht von einem dahinterstehenden Sinn aus.
In der Praxis verfolgt sie das Ziel der Entwicklung einer sich die selbstverwirklichenden und schöpferischen Persönlichkeit. In neueren Ansätzen wird diese stark individuelle Sichtweise durch die Betonung der sozialen und gesellschaftlichen Bezogenheit ergänzt. Der Mensch kann sich eine Struktur geben. PatientInnen können angesichts ihrer angeborenen Fähigkeit ihr Potential voll ausschöpfen und sind damit in der Lage, Blockaden zu lösen sowie sich von inneren Konflikten oder verdrängten Emotionen zu befreien. Humanistische Psychotherapie orientiert sich an der Gegenwart - am Hier und Jetzt – und ist potential- und lösungsorientiert.
¹⁰vgl. Himmler, Monika: Lebenscollage. Erinnerungsarbeit mit ästhetisch-bildnerischen Ausdrucksmitteln in der Altenpflege. München: Utz Verlag. Band 27 Schriften zur interdisziplinären Bildungsdidaktik 2013, Seite 16
¹¹vgl. Stumm, Gerhard, Pritz, Alfred: Wörterbuch der Psychologie. Springer Verlag Wien, 2007, Seite 386
2.2. Verfahren und Vertreter der humanistischen Therapie
Zur humanistischen Therapie zählen folgende Verfahren mit ihren Vertretern:
- Gestalttherapie, u.a. von F. Perls
- Gesprächspsychotherapie / klientenzentrierte Gesprächsführung nach C. R. Rogers
- Psychodrama nach J. Moreno
- Logotherapie und Existenzanalyse nach V. Frankl
- Transaktionsanalyse nach E. Burns/T. Harris sowie
- integrative Verfahren, z.B. nach H. Petzold
In humanistischen Verfahren Psychotherapie entwickeln sich Diagnose und Indikation im Laufe des Therapieprozesses.¹²
2.3 Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie nach R. C. Rogers
Die erstmalig von Maslow ausgearbeitete Humanistische Psychologie samt der von Maslow entwickelte Bedürfnispyramide wurde von C. R. Rogers in seine personenbezogene, nicht-direktive Gesprächspsychotherapie integriert.
Aufgrund des tiefen menschliche Bedürfnis nach bedingungsloser Anerkennung und Wertschätzung war C. R. Rogers überzeugt, dass es in der Psychotherapie weniger auf die Technik, sondern insbesondere auf die Haltung des Therapeuten ankomme. Empathie im Sinne einer positiven Neutralität, bedingungslose Akzeptanz sowie Kongruenz/Wahrhaftigkeit auf Therapeutenseite schaffen eine Atmosphäre, in der sich der Patient sicher und geborgen fühlt, so dass er ohne Hemmungen erforschen kann, welche inneren Konflikte ihn belasten und sie letztendlich frei im Sinne der Katharsis äußern.
Durch wertschätzende und nicht-direktive Gespräche sowie Rückmeldungs- bzw. Rückkopplungsprozesse, nonverbale Kommunikation und Kreativität wird der Klient ermutigt, z.B. seine verzerrten Wahrnehmungen zu erkennen, die Leid in ihm erzeugen und seine angeborene Selbstaktivierungs- und Selbstverwirklichungstendenz im Sinne der „Fully functioning person“ auszuschöpfen. Diese Art von Beziehung und Begegnung von Mensch zu Mensch wirkt heilsam.
Ziel der personzentrierten Gesprächspsychotherapie ist es, dass der Patient wertschätzend mit sich umgeht und lernt, sich so zu sehen und akzeptieren, wie er ist. Die Erfahrungen, die er macht, kann er offen annehmen und muss sie nicht mehr verdrängen. Er erkennt seine Ressourcen mehr und mehr. Seine Wahrnehmungen, Vor-Urteile, seine Sicht auf sich selbst, die Welt und seine Zukunft weichen dann einer realistischeren Sichtweise. Bestenfalls ist der Patient dann kongruent, was bedeutet, dass sein Selbstbild mit seinen Eindrücken und Erfahrungen, die er körperlich wahrnimmt, übereinstimmt.
¹²vgl. Petersen, Peter (Hrsg.): Ansätze kunsttherapeutischer Forschung, Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag 1990, Seite 10
1. Arbeitsweisen
Therapeutische oder präventive Maßnahmen beinhalten sowohl Methoden, Arbeitstechniken als auch Materialien, die eine Wirkung oder ein Ziel hinsichtlich eines Symptoms zu erreichen vermögen.
1.1 Arbeitsweisen der Verhaltenstherapie
In intensiver Kooperation zwischen Patienten und Therapeuten geht es in der Verhaltenstherapie um folgende Punkte, die entsprechenden verhaltenstherapeutischen Arbeitsweisen in Einklang stehen:
Problemidentifizierung z.B. mit folgenden Arbeitsweisen:
- Schriftliche Erarbeitung der individuellen Lebens- und Lerngeschichte als individuelles Erklärungsmodell der Verhaltensprobleme
- Imaginationsübungen wie z.B. die Rucksackübung, in der sich über Distanzierung Probleme, die man hinter sich lassen möchte, durch imaginatives Ablegen zeigen.
Individuelle Blockaden zu erkennen – evtl. Methoden dabei:
- Picture-frustration-Test mit der Frage: Was frustriert Sie
- Katathymes Bilderleben zur Erkennung von Kognitionen
- Konfrontationsmethode / Reizkonfrontation
- gezielte Tagebuchaufzeichnungen
- Selbstbeobachtungsbögen zu Gedanken, Gefühlen und Veränderungen von Einstellungen, Überzeugungen
Alternativen aufzuzeigen mit möglichen Arbeitsweisen:
- Systematische Desensibilisierung
- Rollenspiele/Problemlösungsübungen/Soziales Training
- Selbstregulierung / Entkatastrophisieren
- Selbstbehauptungstraining, Selbstsicherheitstraining
- Modell-Lernen, evtl. mit Orientierung an Vorbildern
- Techniken der Traumatherapie wie z.B. EMDR
- Reframing – Positive Umdeutung
- Achtsamkeitsübungen/Wahrnehmungsübungen
- Entspannungsübungen wie z.B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen
- Gegenkonditionierung / Positive Verstärkung
Überprüfung des Standes in der Therapie über mögliche Arbeitsweisen wie
- Skalierungsfragen
- Auswertung aktueller Selbstbeobachtungsbögen
- Besprechung des Verhaltens im Alltag, Rückmeldungen Einüben funktionalen Verhaltens:
- Kontakt – und Kommunikationstraining
- Üben erneuten Transfers in den Alltag
Verhaltenstherapeutischen Arbeitsweisen sind jedoch auch gut mit kunsttherapeutischen Arbeitsweisen zu verbinden:
Am Beispiel des Gefühlsstern, also einer sternförmigen Zeichnung werden Gefühle je nach der Stärke ihres Aufkommens in einem Strahl eingetragen und sind damit für Diagnostik und Behandlungsplan nutzbar. Therapeutische Fragen wären: Was ist Ihr stärkstes Gefühl? Was haben Sie gefühlt, als Sie diesen Stern gezeichnet haben? Was haben Sie gedacht, als Sie diesen Stern gezeichnet haben? Was gefällt Ihnen an Ihrem Stern, wenn Sie ihn jetzt betrachten?
In der Milieuverortung und ihrem Gegenbild (Ist- und Sollzustand) werden Beziehungen in ihren Wirkungen und Veränderungswünschen/Zielen des Patienten deutlich. Dazu zeichnet sich der Klient z.B. mit einem Wachsmalstift in Form eines Punktes oder einer Fläche in Farbe seiner Wahl auf ein Blatt Papier und gestaltet dann in gleicher Weise Personen seines Umfeldes mit den ihm angemessen scheinenden Farben. Zuletzt gestaltet er die Räume zwischen den Personen.
1.1 Arbeitsweisen der humanistischen Kunsttherapie
Im „blind sketch“ (bei Identitätsproblemen) werden persönliche Symbole erfasst: Mit einem Bleistift wird eine Bewegung in die Luft gesetzt und wiederholt, um sie dann mit diesem Stift auf Papier zu bringen. Anhand der Linien wird mit farbigem Material in ca. 45 Minuten ein Symbol herausgearbeitet und ca. 15 Minuten schriftlich reflektiert. Dann wird das Symbol in der Gruppe vorgestellt und aus der Gruppe kommen Rückmeldungen, wobei jeder bei seinen Gefühlen bleibt.
In der Bildbetrachtung soll dabei das Symbol vom Patienten genannt und z.B. vom Therapeuten gefragt werden: Was assoziieren Sie damit? Was fühlen Sie, wenn Sie dieses Symbol anschauen?
Die Bildanalyse zeigt den Weg aus der Bewegung über die Gestaltung zur Symbolisierung. Die Deutung durch den Patienten führt zu dessen Erkenntnis.
In der Gestaltung des „Kraftbildes“ bei fehlendem Selbstwertgefühl wird das Erkennen von Potentialen und Ressourcen sowie die Stärkung des Selbstwertgefühles angesprochen.
Bei dieser Methode soll ein Tier dargestellt werden, welches all die Eigenschaften verkörpert, die sich der Patient für sich wünscht oder die er an anderen bewundert. 40 Minuten sind hier für die künstlerische Arbeit mit Buntstiften oder Wachsmalstiften bzw. -kreiden (laut Anthroposophie zum Einverleiben von Freude) geplant, 45 Minuten für die Reflektion in der Gruppe. Der Vergleich mit der eigenen Persönlichkeit macht gewisse Potentiale deutlich, die gestärkt für die Lebensbewältigung genutzt werden können. Im reflektierenden Gespräch kann erarbeitet werden, warum der Patient diese Eigenschaften benötigt, die auf Therapieziele hinweisen.
1.1.1 Personenzentrierte expressive Kunsttherapie
nach Natalie Rogers
Auf der Grundlage der personenzentrierte Gesprächspsychotherapie ihres Vaters C.R. Rogers entwickelte Natalie Rogers die personenzentrierte expressive Kunsttherapie in den 1980er Jahren.
Dieses Verfahren schließt vier Formen künstlerischen Ausdrucks in freiem Gestalten als Zugangsweise zum inneren Erleben ein, die sich im Therapieprozess abwechseln, um verstärkt wirken zu können:
Das Bild - Die Sprache, die Musik, Prosa und Poesie - Die Bewegung/Tanz/ Pantomime/Gesten - Die Skulptur.
Diese Formen werden vom Patienten als authentischer Ausdruck ohne Leistungsanforderung und Wertung erarbeitet und anschließend gemeinsam mit dem Therapeuten wertfrei betrachtet. Dabei geht es nicht um Schönheit, sondern Kunst wird für Selbstheilungs- oder Therapiezwecke genutzt, um auszudrücken, loszulassen, Einblick zu gewinnen, indem die symbolischen und metaphorischen Botschaften studiert werden. Im phantasiereichen Gestalten, dem kreativen Erleben können bewusste, intuitive, gedachte und verborgene Empfindungen ihre Form finden und begreifbar werden. Kunst spricht zu uns zurück, wenn wir uns Zeit lassen und uns auf diese Botschaften einlassen.
Im künstlerischen Gespräch geht es um Katharsis bei freiem Ausdruck der Empfindung im Gespräch.¹²
Die zentralen therapeutischen Haltungen ihres Vater C. R. Rogers sind für Natalie Rogers Basiseigenschaften, die den positiven Therapieverlauf fördern und die Persönlichkeitsentwicklung ihres Gegenübers im Sinne der Selbstaktivierung und Selbstverwirklichung ermöglichen. Das therapeutische Gespräch nach C. R. Rogers spielt in diesem Verfahren eine große Rolle, wobei die bildnerischen Arbeiten vom Patienten einbezogen werden, die den Selbsterkenntnisprozess durch Erleben erweitern. Zum Ver-fahren der personenzentrierten expressiven Kunsttherapie gehört, dass die TherapeutInnen sich selber gegenüber achtsam sind und sich differenziert wahrnehmen, um den PatientInnen ein wahrhaftes, kongruentes Gegenüber zu seien: In entspannter Atmosphäre wird dem Klienten die Möglichkeit gege- ben, sein Potential im Rahmen der Therapie vollumfänglich auszuschöpfen.
“Die Anwendung von Malerei, um emotionale Heilung zu fördern, innere Konflikte zu lösen und individuelle Kreativität zu fördern, ist relativ neu, gewinnt aber immer mehr an Beachtung“, ¹³ resümierte Natalie Rogers und sieht den Begriff expressive Therapie „für den nonverbalen und/oder metaphorischen Ausdruck reserviert“ .¹⁴
Nach einem Gespräch über Konflikte des Patienten kann in der freien gestalterisch kreativen Auseinandersetzung z.B. die Empfindung, die am stärksten gefühlt wird, erarbeitet werden. Die Frage wäre hierbei: Welche Empfindung beherrscht mich im Hier und Jetzt bei meinem Thema am stärksten? Der Patient wird aufgefordert, z.B. mit Wachsmalstiften ein Bild zu zeichnen (im anthroposophischem Sinne fördert die Zeichnung die Kognitionen), welches seine Empfindungen darstellt. Nachdem er dies in ca. 30 Minuten gefertigt hat, wird es von ihm in einem Gespräch mit einer Geste vorgestellt.
In der empfindungsbasierten Kunsttherapie werden starke Gefühle bzw. Affekte in Bildern dargestellt und die dazugehörige Reflektion verschriftlicht.
¹²Vgl. Skript Ascol-College Humanistische Psychologie, Schadow, Alexander 2020 ¹³Keil, W. W. et al.: Die vielen Gesichter der personenzentrierten Psychotherapie. Band 1. Wien: Springer-Verlag 2002, Seite 412
¹⁴, 2018, S. 5Ebd, Seite 412
Bilder, die sich auf Gefühle/Affekte wie Trauer, Wut, Angst und Freude be- ziehen und in mehreren Sitzungen erarbeitet wurden, werden letztlich num- meriert nebeneinander gelegt und die Aufzeichnungen werden vorgelesen.
Das Gespräch bezieht sich im folgenden auf Veränderungen im Stellenwert der Gefühle, die sich beim Zeichnen ergeben können.
Nach einem einleitenden Gespräch wird ein Kontrastbild erstellt, indem der Patient sein Gesichtsprofil als Umriss mit einem Wachsmalstift auf ein Blatt Papier zeichnet. Dann sollen alle persönlichen Eigenschaften, die ihm an anderen nicht gefallen, hineingearbeitet werden. Hierzu stehen u.a. Zeitschriften zur Verfügung, die für Bilder oder Buchstaben mit genutzt werden können. Anschließend wird reflektiert, um welche Person es sich handelt oder an welche in der Erarbeitung gedacht wurde. Therapeutische Fragen wären z.B.: Was haben Sie eventuell gemeinsam? Was ist das Ärgernis? Wie sind die Menschen, die Sie mögen, und warum ist das so? Haben sich diese Eigenschaften Ihrer bemächtigt? Ziel in dieser Arbeit ist es, auszudrücken, was diese Beziehungen hemmt und was sie verbessern kann.
1. Zusammenfassender Vergleich von Ansätzen, Verfahren und Arbeitsweisen / Methoden
Folgende Aussagen stellen eine gemeinsame Schnittmenge der Verfahren dar:
- Das Hier und Jetzt steht im Vordergrund
- Therapeuten sind auf die aktive Mitarbeit der Patienten angewiesen
- Therapeutische Haltungen wie Empathie, Wertschätzung und Kongruenz werden betont
- Das therapeutische Gespräch spielt eine große Rolle
- Es wird überwiegend mit dem Vorbewussten gearbeitet. Unterschiede zeigen sich wie folgt: In der Verhaltenstherapie stehen Kognitionen und Handeln, die nach außen wirken, im Zentrum der Therapie, in der humanistischen Kunsttherapie Gefühle und Erleben, die nach innen wirken.
Da der Patient in der Verhaltenstherapie in Eigenverantwortlichkeit lernen und sein Verhalten wie aufgezeigt verändern kann, aber auch gestört oder defizitär gesehen wird, ist er Subjekt und Objekt zugleich - In humanistisch orientierten Verfahren wird der Patient dagegen resilient und damit als Subjekt und Experte hinsichtlich seiner Selbstverwirklichung wahrgenommen.
Der Therapeut in der Verhaltenstherapie leitet den Patienten in einer Arbeitsbeziehung, der therapeutischen Allianz an, seine Arbeitsweisen sind direktiv – der humanistisch orientierte (Kunst)Therapeut arbeitet nondirektiv, gibt Impulse durch WIE-Fragen der zum Schatz führt, den er selber heben muss: Selbstbegegnung in der Begegnung ist heilsam. In der humanistischen Kunsttherapie lässt er ihn frei gestalten zwecks Erkenntnisprozess und Heilung. Die in der humanistischen Psychologie existierende Seele gibt es in der Verhaltenstherapie nicht.
Die moderne Verhaltenstherapie sieht sich eklektisch, da sie Konzepte aus anderen therapeutischen Schulen integriert hat – die psychosoziale Kunsttherapie arbeitet eklektisch, indem sie sich an allen therapeutischen Ansätzen, Verfahren, Methoden und Arbeitsweisen orientiert und bewusst wählt, was der Patient auf dem Hintergrund seines Symptoms braucht.
Verhaltenstherapie setzt am Auslöser-Wirkungsprozess – humanistisch orientierte Verfahren am Lösungsprozess an – Kunsttherapie setzt an diesen Prozessen an.
Kunsttherapie ergänzt und unterstützt Verhaltenstherapie in haptisch-stimulierenden Prozessen, die eine kognitiv-verhaltensverändernde Umstrukturierung bewirken und ist zur Diagnose, Problemanalyse und zur Behandlung nutzbar – humanistische Kunsttherapie setzt an empfindungsorientierten Prozessen an, die die Aktivierung der menschlichen Ressourcen, deren Autonomie und Authentizität zum Ziel hat.¹⁵ :
Die Individualität jedes einzelnen Patienten verlangt nach einer eigenen Therapieplanung: Der kunsttherapeutische Befund wird durch die Entwicklung eines Bildes (äußere Wahrnehmung) und eines Gegenbildes im Sinne des Ideals (Urbildes) erstellt.
Alle Verfahren der Verhaltenstherapie sind vom Wissenschaftlichen Beirat für Psychotherapie anerkannt. – Humanistische Therapien und Kunsttherapie entbehren dieser Anerkennung, womit die Therapiekosten dieser Verfahren im Gegensatz zur Verhaltenstherapie nicht von den Krankenkassen übernommen werden.
¹⁵ :vgl. Ascol-College: Arbeitsblätter zur Peer-Group-Arbeit B14, Schadow, Alexander 2019#
1. Schluss
Aktuell in Zeiten von Corona, nach mehrmonatigem Lockdown, stellt Kunsttherapie meines Erachtens nach ein wertvolles Verfahren dar, das system- relevant ist und neue Chancen eröffnet. Für Menschen, die derzeit an vielfältigen, mehr oder weniger ausgeprägten Ängsten leiden oder deren schon vorhandene Probleme nun wie unter einem Brennglas zutage treten, kann Kunsttherapie mit seinen genau auf diese Symptome abgestimmten Arbeitsweisen individuell anregen, sich auf den Weg zu sich selber zu machen und damit Heilung erfahren.
Menschen leiden unter Perspektivlosigkeit, „hängen in der Luft“ und finden unter ihrer Maske, ihrer Spontaneität beraubt, oft nur ungenügend Ausdruck ihres Erlebens. Die Bewegung ist häufig eingeschränkt und mündet nicht selten in seelische und körperliche Erstarrung, die der Pandemie geschuldet zuweilen oft nur im Notfall in orthopädische, neurologische, psychologische und internistische Praxen führt. Motivation geht verloren. Kinder und Jugendliche entwickeln sich nicht mehr optimal, es fehlen durch die nötige Inanspruchnahme digitaler Medien Entwicklungsanreize, Erfahrungen und Erleben, wie sie die Gemeinschaft bietet. Bei Jugendlichen gibt es tiefe Einschnitte in die persönliche Findungsphase. Es entstehen Leiden, die die COPSY-Studie des UKE Hamburg auflistet und die zeigt, dass besonders Kinder mit Migrationshintergrund betroffen sind. Viele Menschen fühlen sich niedergedrückt. Psychosoziale Kunsttherapie arbeitet integrativ, interkulturell, interdisziplinär und kann unabhängig von Sprache Entwicklungschancen befördern.
Kunsttherapie als aufdeckendes und ausdrucksorientiertes Verfahren ist meines Erachtens gerade jetzt am besten geeignet, den Menschen wieder aufzurichten, indem sie an den Ich-Kräften, den Aufrichtekräften arbeitet.
Literaturliste:
Goeben, Norbert; Scheele, Brigitte: Argumente für eine Psychologie des reflexiven Subjekts. Paradigmenwechsel vom behavioralen zum epistemologischen Menschenbild. Darmstadt: Steinkopff Verlag 1977. Psychologie und Gesellschaft Band 4
Himmler, Monika: Lebenscollage. Erinnerungsarbeit mit ästhetisch- bildnerischen Ausdrucksmitteln in der Altenpflege. München: Utz Verlag. 2013 Schriften zur interdisziplinären Bildungsdidaktik Band 27
Keil, W.W. et al: Die vielen Gesichter der personenzentrierten Psychotherapie. Band 1. Wien: Springer-Verlag 2002
Margraf, Jürgen; Schneider, Silvia (Hrsg.): Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Grundlagen, Diagnostik, Verfahren und Rahmenbedingungen psychologischer Therapie. Band 1, Berlin: Springer⁴, 2018, S. 5 2018
Obermeier, Petra: Kunsttherapie für die Praxis. Methodik – Anleitungen – Fallbeispiele. München: Elsevier / Urban & Fischer 2019
Petersen, Peter (Hrsg.): Ansätze kunsttherapeutischer Forschung. Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag 1990
Stumm, Gerhard; Pritz, Alfred: Wörterbuch der Psychologie. Wien: Springer Verlag 2007
Werner, Natalie S.; Trunk, Janine: Operante Verfahren. Techniken der Verhaltenstherapie. Weinheim, Basel: Beltz 2017
Skripte des Ascol-Colleges:
Behaviorismus 1, 2 und 3 – Handout: Schadow, Alexander 2019 Kreativcoaching – beziehungsorientierte Kreativcoaching in der Beratung – Handout. Schadow, Alexander 2020
Arbeitsblätter zur Peer-Group-Arbeit B14